Was bringt Behaglichkeit, Sanftheit und Ruhe in den Geist? Da fallen mir viele Dinge ein. Ein Sonntag auf dem Sofa, eine Schale duftender Tee, Meditation, Schwimmen im Waldsee, Wandern in grüner Landschaft, Musik hören, Singen, baden, .........und natürlich Yoga. Es ist wunderbar all die Dinge in unsere Leben zu integrieren, die uns Trost und Ruhe schenken. Nicht weniger wichtig ist es, Sanftheit und Ruhe in uns selbst zu finden, uns als innere Quelle zu dienen, an der wir uns jederzeit erfrischen können.
Wir selbst können zu dem Trost, zu der Sanftheit werden, die wir suchen. Das ist Yoga.
Die Yoga Praxis ist unsere Zuflucht.
Für mich ist das Betreten meiner Yogamatte ein Ritual. Ich trete nicht nach Außen. Ich trete hin zu mir, finde Zuflucht bei mir selbst. Zuerst sitze oder stehe ich in Stille, lasse mich ein und folge dann den Impulsen meines Körpers. Ich aktiviere die in mir lebende Lehrerin und vertraue ihrer Weisheit.
Auf diesem Weg an die innere Quelle ist es wichtig, all die Dinge genau anzuschauen, die in uns zu Unbehaglichkeit, zu Reizbarkeit und Unruhe führen. Nicht wegschauen. Ehrlich sein. Mit aller Klarheit hinschauen, benennen, fühlen, integrieren. Nur wenn wir unsere Ablenkungen und Störfaktoren kennen, können wir sie verwandeln, Sichtweisen verändern und Verhalten modellieren. Wir können uns die inneren und äußeren Störenfriede genau aussuchen. Was repräsentiert z.B. die Tafel Schokolade oder der Serienjunk? Es geht ja gar nicht darum nie wieder süßes zu essen oder einen Serienmarathon hinzulegen. Es geht um Klarheit. Es geht darum, sich selbst zu erkennen und bewusst zu entscheiden.
Dann wähle ich meine Ablenkungen mit Bedacht.
Die Asana Praxis kann uns dabei helfen, sanfter und weniger ehrgeizig umzugehen.
Ich übe z.B. manchmal eine Sequenz von Asana die ich von ambitioniert hin zu leichter verändere. Ein Beispiel: Uttanasana (Vorbeuge) zuerst mit einem Klotz unter dem Kopf üben, danach mit der Sitzfläche des Stuhles unter dem Kopf und Händen auf der Sitzfläche. Oder den herabschauenden Hund zuerst mit einem Block unter dem Kopf und dann mit den Händen auf der Sitzfläche des Stuhles. Auf diese Weise kann ich die meisten Asana von schwierig zu leicht modellieren und eine ganze Sequenz auf diese Weise üben. Mach es mal und beobachte genau, was dein Geist dir rückmeldet. Normalerweise üben wir immer umgekehrt. Wir wollen schließlich „besser“ werden, beweglicher und stärker. Eine restorative Praxis von „etwas schwieriger“ hin zu „etwas leichter“ kann eine innere Befreiung sein. Auf jeden Fall wird sie etwas in uns bewegen. Unser ewig treibender Ehrgeiz darf endlich mal schlafen gehen.
Hör auf daran zu denken, wie du bist.
Als nächste Instanz kommt Pranayama ins Spiel. Pranayama verbindet uns mit unserer innewohnenden Stille. Beobachte deinen Atem. Egal in welchem Asana du dich befindest, egal wo du bist. Es ist so einfach.
Patanjali 2.49 „Im Anschluss (an die Vervollkommnung der Haltung) dann das Beruhigen der Bewegung von Aus- und Einatmung sowie der Atempause.“
Manipuliere deinen Atem und du manipulierst dein Gehirn/Zentales Nervensystem.
Richte dein Asana optimal aus und dann verweile und fülle es mit Atem. Prana fließt, der Geist wird ruhig, Behaglichkeit breitet sich aus. Lass den Atem immer sanfter, feiner und tiefer werden. Lass ihn die letzten Winkel deines Körpers berühren wie Wasser, das in trockenem Boden langsam versickert und auch die verstecktesten Winkel benetzt.