दुर्गा
Manchmal, wenn ich in einer schwierigen Phase stecke, wandern meine Gedanken zu tapferen Menschen und ich frage mich, was die wohl in meiner Situation gemacht hätten. Ich habe da meine ganz
eigenen Helden am Start. Als Kind und junge Frau war da Odysseus, der kluge Krieger und Penelope, die bei allen Widrigkeiten an ihrer Liebe festhielt. Mary Poppins, die stets Leichtigkeit
versprühte. Winnetou, der alles gab für sein Apachenvolk, loyal und klar. Ella Fitzgerald, die sich mit ihrer Präsenz, Hingabe und Perfektion in mein Herz sang. Und Pipi natürlich, die alle
Konventionen brach und so stark war.
Heute denke ich eher an Gandhi, wenn es um Ausdauer und Bescheidenheit geht, an Krishnamurti, wenn ich mich mit meinem unkonventionellen Weg befrieden will, an Tara, wenn ich mal wieder überkritisch mit meinen kulinarischen Zonen bin, an Shakyamuni Buddha, wenn das Leben so viel von mir fordert, an Alexandra David Neel, wenn ich meinen Mut vor großen Reisen zusammen raffe. Und ganz oft, sprechen meine Lehrer zu mir, auch wenn sie körperlich gar nicht in meiner Nähe sind.
Vielleicht geht es ja der ein oder anderen ähnlich, und auch ihr habt eure ganz persönlichen Helden, eure ganz eigenen Kraftquellen.
Die Hindus, so sagt man, haben unzählige Götter. Wenn man sich genauer mit dem Hinduismus beschäftigt wird man schnell feststellen, dass das so nicht stimmt. Alles geht von Brahman aus, dem jedem Menschen innewohnenden Göttlichen Prinzip. All die Göttinnen und Götter sind Manifestationen unterschiedlicher Aspekte des Göttlichen, des Menschseins und der Natur.
Ganesha z.B. symbolisiert das Glück. Shiva symbolisiert Zerstörung und Neuanfang. Shakti ist die universelle weibliche Kraft, Vishnu, der Bewahrer und Lakshmi, Göttin der Liebe.
Weniger bekannt bei uns ist vielleicht die Göttin Durga. Als ich in Varanasi war, der Stadt Shivas, besuchte ich, nach Anraten eines Freundes, den großen Durga Tempel. Hier traf ich fast ausschließlich Frauen. Draußen hatte sich eine lange Schlange gebildet. Neugierig fragte ich eine der Wartenden, wofür sie sich denn anstelle. Sie zog mich gleich an ihre Seite und erklärte mir wie wichtig es sei, sich von den Priestern einen roten Punkt auf die Stirn malen zu lassen, durch den die unermessliche Kraft der Durga in mich eindringen würde. Gesagt getan. Der Priester malte, die Kraft war in mir, die Inderinnen hatten ihre Freude. Die Frauenpower dieses Ortes hat mich damals sehr berührt. Später am Tag suchte ich eine Buchhandlung auf um mich genauer über Durga zu informierean.
Durga ist die strahlend schöne Beschützerin. Sie verkörpert das Universum, vernichtet als Kriegerin Dämonen und repräsentiert liebende Mütterlichkeit. Himalaya, der Gott der hohen Berge, hat ihr einen Löwen als Reittier geschenkt. Sie ist der Avatar der Stärke und des Schutzes und sie schenkt die Kraft zu spirituellem Erwachen. Als Vorbild für uns Frauen ist sie also nicht zu verachten. Sich gedanklich mit ihren Fähigkeiten zu verbinden, kann nur hilfreich sein. Hilfreich in einem modernen Frauenleben, dem so vieles abverlangt wird. Schöne Frau, gutherzige Mutter, kreative Geliebte, erfolgreiche Berufstätige, abwechslungsreiche Köchin, reinliche Putzfrau, aufopfernde Altenpflegerin, disziplinierte Sportlerin, allumfassend Gebildete, vorausschauende Zeitmanagerin und und und
Da wundert es nicht, dass Durga acht Arme hat. Sie hält einen Dreizack-Speer, eine Wurfscheibe, einen Bogen, eine Keule, ein Schwert, ein Muschelhorn (symbolisiert religiöse Reinheit), eine Lotosblüte (symbolisiert Fruchtbarkeit), eine Mala (symbolisiert Meditation).
Ihr Gesicht wurde aus Shivas Licht geformt und er gab ihr den Dreizack. Ihr Haar bekam sie vom Todesgott Yama. Vishnu kreierte ihre Arme und schenkte ihr den Discus. Vayu, der Wingott selbst, gab ihr Pfeil und Bogen. Sie wurde mit allen männlichen Waffen ausgerüstet, um das Wohlergehen für Mensch und Natur zu erkämpfen. Seit 3000 Jahren bitten Hindus um die Kraft der Durga, wenn sie in Schwierigkeiten stecken. Wir alle wissen, dass die fiesesten Dämonen in uns selbst wüten.
Wenn wir Durgas Kraft verinnerlichen, uns immer mal wieder mit ihr verbinden, hilft uns das vielleicht dabei Ängste zu transformieren, die uns blockieren.
Viele unserer inneren Helden sind archetypische Kräfte. Sie gehen weit über unser Ego hinaus. Sie wirken im Verborgenen und schenken uns Kraft über die Zeitalter hinaus.
Sally Kempton empfiehlt uns folgende Durga Meditation:
Stell dir die universelle Kraft der Durga als schimmerndes Licht vor, welches dich umgibt. Visualisiere Durga auf ihrem Löwen sitzend – manchmal reitet sie auch einen Tiger, sieh was dir besser gefällt. Ihr dunkles Haar fließt über ihre Schultern. Sie trägt eine goldene Krone, Ketten, Armbänder, Ringe und ist in einen scharlachroten Sari gehüllt. Betrachte ihre starken Arme und all die Gegenstände, die sie hält. Bogen, Wurfscheibe, Dreizack, Schwert, Beil, Lotosblume, Mala und Muschelhorn. Begrüße sie. Frag sie: Welches ist mein größtes inneres Hindernis? Was brauche ich, um es zu überwinden?
Oder bitte sie um Führung bei einer Entscheidung, oder verbinde dich mit ihrer Kraft, wenn du für etwas einstehst, das dir richtig erscheint. Schließe deine Augen und stelle deine Frage von ganzem Herzen. Dann beginne zu schreiben. Lass die Worte aus dir hinausfließen, denke so wenig wie möglich, bleibe ganz in deiner Intuition. Schreibe so lange, bis nichts mehr zu sagen ist. Sieh dir nun deine Worte in aller Ruhe an. Dann gib all deine Blockaden und Hindernisse an die Kraft der Durga ab und bitte um Transformation. Atme tief ein und nehme die Durga Energie in dir auf. Mit dem Ausatem verteilt sich diese Energie in all deine Zellen.
Nachdem du diese Meditation beendet hast, gehe mit der Kraft der Durga, spreche mit ihrer Weisheit, nehme wahr, wie Durga dich erfüllt.
Ganesha wurde von Victor van Kooten gemalt