RYOKAN

 

 

„Der Regen hat aufgehört, die Wolken sind weggezogen,

 

und der Himmel ist wieder klar.

 

Wenn dein Herz rein ist,

 

dann sind alle Dinge deiner Welt rein.

 

Gib diese vergängliche Welt auf, gib dich selbst auf.

 

Dann werden der Mond und die Blumen

 

dir den Weg weisen."              ( Ryokan:  Zen Dichter 18 ./19. Jahrhundert )

 

 

Ich war noch jung. Die Sorge um meine kleinen Kinder und die Beschaffung des Lebensunterhaltes ängstigten mich immer wieder. Besonders nachts waren die Dämonen Angst und Zweifel manchmal sehr wach und aktiv. Damals wusste ich noch nichts davon, dass es hilfreich ist Ängste und Zweifel zu umarmen, zu integrieren, zu füttern, damit sie satt und ruhig sind. Mein Zen Weg hatte noch nicht begonnen, jedenfalls nicht bewusst. Aber ich besuchte damals regelmäßig einen alten Tao-Meister, den ich sehr liebte. Eines Abends saßen wir, an seinen Kachelofen gelehnt, auf dem Teppich, die schwarze Katze Ming schnurrte zwischen uns, einige Kerzen flackerten und Stille hatte sich ausgebreitet. In die Stille hinein sagte der Meister: „Das Leben meint es gut mit dir. Warum sollte das plötzlich anders werden.“

 

Bei mir sind es immer die kleinen, unscheinbaren Sätze, die mich aufwecken und meinen Geist klären. Dieser Satz begleitet mich, trägt mich, schenkt mir neugierige Zuversicht und wagemutiges Vertrauen. Bis heute und immer weiter.

 

Jahre später, im Gespräch mit meinem Zen Lehrer, landeten wir, nach einer Exkursion über das Ego und den Wesenskern, in einer ähnlichen Stille. Vertraut und in Liebe verbunden. Ich saß auf meinem Kissen, hatte gerade die Augen geschlossen und atmete tief aus, als KyuSei ganz sanft sagte: mach nicht so viel Geschisse um dich selbst.

 

Auch dieser Satz begleitet mich. Er ist wie ein funkelnder Stern der mich leitet.

 

Ich bin ein winziges Sandkorn, ein Atemzug, nicht mehr, nicht weniger. Die Vergänglichkeit allen Seins zu spüren ist, für mich, wie das Bad in einem klaren Bergsee. Entspannend und befriedend. Die Anstrengung, mein Ego zu füttern und zu hegen, fällt von mir ab. Gelassenheit kehrt ein.

 

An diesem Abend spazierte ich im Garten des Zen Zentrums. Die Nachtkerzen leuchteten am Wegesrand, die Mondsichel hatte es sich am Himmel gemütlich gemacht und schickte ihre friedliche Energie auf die Erde.

 

„Gute Freunde und hervorragende Lehrer - Bleib ihnen nah! Reichtum und Macht sind vergängliche Träume, aber der Duft weiser Worte währt ewig.“                ( Ryokan: Zen Dichter 18./19. Jahrhundert )