Musik
Musik. Solange es Menschen gibt, gibt es Musik. Es begann mit archaischem Trommeln, ersten Holzflöten und Gesang. Die Musik ist schon immer ein Teil des Menschen. Sie entwickelt sich über die Zeitalter hinweg. Sie berührt uns auf intuitive Weise. Musik weckt den Fluss der Emotionen. Sie macht fröhlich, bewegt oft auch den unmusikalischen Menschen zum Singen, Flöten oder Wippen.
Sie ist ein Ausdruck des Bürgertums geworden. Man zieht ein Abendkleid an, und geht in die Oper. Massen strömen zu überteuerten Popkonzerten. Berühmte Musiker werden wie
Halbgötter gehypt. Menschen tanzen Nächte durch. Musik als gesellschaftliches Event.
Musik ist auch zum Alltagsgeräusch verkommen, animiert uns zu Konsum, lullt uns im Aufzug ein, belästigt uns beim essen im Restaurant und ja, sogar auf dem vermeintlich stillen Örtchen entkommen wir ihr nicht.
Musik kann unsere tiefsten und oft unbewussten Gefühle von innen nach außen kehren. Mich rührt Musik oft zu Tränen. Wenn ich diesen Gefühlen nachgehe, lerne ich mich besser kennen. Musik hilft mir, tief verborgene Trauer zu erkennen, zu benennen. Sie hilft Räume in mir zu öffnen, die im Alltag verschlossen sind, zu denen ich nur schwer Zugang finde. Sie macht mich nachdenklich, ruhig und besonnen. Musik hilft mir, mich aus dem täglichen Funktionieren zu lösen. Mich in Ruhe hinzusetzen, zu lauschen, mich berühren zu lassen, mich mir selbst anzunähern. Und sie inspiriert mich, meine Kreativität zu entfalten.
Jehudi Menuhin, der großartige weltberühmte Geiger sagte:
„Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass Musik im Wesentlichen therapeutisch ist, dass sie die richtigen Proportionen wieder herstellt, die durch die Anforderungen des Alltags aus dem Gleichgewicht geraten. Nichts kann für das Innerste unseres Wesens das leisten, was das Hörbare zu tun vermag.“
Jehudi Menuhins Musik ist zutiefst berührend. Der kosmopolitische Geigenvirtuose verlor seine Fähigkeit zu spielen in jungen Jahren. Er erlitt eine Schaffenskrise von jahrelanger Dauer, die einer völligen Überforderung gezollt war. Er konnte nicht mehr schlafen und selbst das Anheben seiner Geige bereitete ihm fürchterliche Schmerzen. Auf einer Indienreise machte er die Bekanntschaft des großen Yogameisters Iyengar. Er wurde sein Schüler, übte besessen Yoga, beschäftigte sich mit der Philosophie des Yoga und wurde gesund.
Das Jubiläumskonzert der Berliner Philharmonie, 1982, dirigierte er eine Weile lang, aus dem Kopfstand heraus, mit seinen Füßen.
Ja, Musik ist auch therapeutisch. Und sie kann uns eine Hilfe beim Erlernen der Meditation sein. Wir können sie als Objekt der Konzentration nutzen. z.B. kann uns das Singen eines Mantras zu uns selbst führen und wenn wir es 108 Mal singen, kommen wir in einen Trance Zustand, der unseren ewigen Gedankenstrom stoppt.
Wir können uns auch der Musik von ganzem Herzen zuwenden, ihr wirklich zuhören. Nur noch hören, sonst nichts. Sobald ein Gedanke dazwischen kommt, benennen wir diesen Gedanken und kehren zum Hören zurück. Nur hören, sonst nichts. Nur hören, nur hören. Das können wir auch mit den natürlichen Geräuschen um uns tun. Zu Anfang ist es aber leichter diese Form der Meditation mit Musik zu üben.
Dann wird uns die Musik zur Hilfe, den schnatternden Geist zu beruhigen.
Und wenn Musik uns emotional ergreift, dann hören wir unseren Gefühlen zu; bleiben, zulassen, sich bekennen zu dem, was sich in diesem emotionalen Raum zeigt. Wir schauen uns diese Gefühle an, ohne Wertung, ganz offen und neugierig. Geben ihnen Raum, denn nur wenn sie Platz haben, können sie sich entfalten und transformieren.